Wenn Tannen Träumen – eine Weihnachtsgeschichte aus Hörne

In unserem Wald in Hörne, gar nicht so weit weg von wo du gerade stehst, da gibt es einige Tannenbäume. Still stehen sie da und stumm. Leute gehen vorüber, beachten sie kaum. Fahrradfahrer, Jogger eilen vorbei, viel zu schnell, um etwas wahrzunehmen. Und doch: Es ist so viel Leben dort. Eichhörnchen springen von Ast zu Ast, Rotkehlchen singen ihr Lied auf den Zweigen, der Fuchs streift durch die Schonung und auch ein Reh schaut durch die Zweige. Doch auch ihnen fällt nichts auf. Nur der, der die Tannen verstehen kann, kann auch mit ihnen sprechen. Und wer das kann, der merkt, wie unterschiedlich und tiefgründig ihre Persönlichkeiten sind. Denn jeder Baum ist etwas Besonderes. Nur durch Zufall habe ich es gelernt. Ich kann sie hören, wie sie wispern und reden. Und ich habe von ihnen gelernt und kann euch mehr über die Tannen erzählen, als ihr vielleicht wissen möchtet.

Ich kenne sie nun fast alle mit Namen und jede hat eine eigene Persönlichkeit. Sie sind fast wie wir, fast menschlich, sehr vertraut und doch so verschieden von uns. Die eine ist skeptisch und nörgelt herum, die andere ist optimistisch und fröhlich, eine dritte ist so nachhaltig, dass es fast weh tut und eine vierte möchte Astronaut werden. Jeder kennt solche Wünsche, nur: mit Tannen hat er sie nie verbunden.
Sie leben in ihrer eigenen Zeit, sie leben in einer anderen Welt als wir und doch leben sie auch mal in unserer. Nur wenige Tage im Jahr haben sie die Möglichkeit, Teil unserer Welt zu werden und zwar, sobald der Weihnachtsgeist sie umfängt. In der Weihnachtszeit werden sie lebendiger und ihre Träume sind auf dem Höhepunkt. Sie wispern, erzählen und freuen sich auf uns und einen Einblick in unsere Welt zu erhaschen und möchten so gerne auch einmal herausgeputzt werden. Eine Abwechslung, ein kleiner Ausbruch aus ihrem Leben im Wald von Hörne.

Wenn sie dann bei dir zu Hause sind, staunen sie, wie lebendig und bunt es bei euch ist, wie schön ihr feiert – sei es eher still bei euch oder laut. Vielleicht steht auch dieses Jahr wieder der gleiche Baum bei dir zu Hause im Wohnzimmer oder auf dem Flur. Du glaubst es nicht?

Dann hast du ihren Zauber vielleicht noch nicht gespürt… Wenn du glaubst, dass das Leben aus ihnen weicht, wenn sie die Zweige so langsam hängen lassen und trocken werden, dann glaubst du falsch. Weihnachtsbäume haben ein langes Leben, viel länger als wir Menschen es uns vorstellen können. Ihr Innerstes, nenn es Geist, nenn es Seele, ist nicht an diesen Baum gebunden, sie wandert weiter. Am liebsten kehrt sie aber zu ihren Freunden in den Wald nach Hörne zurück. Und in Hörne, da fühlen sich die Tannen so richtig wohl, es ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Wenn sie wieder zusammen sind, dann geht das Wispern dort wieder los und sie treffen sich wieder mit dem gleichen Wesen und dem vertrauten Humor, der ständigen Skepsis und der täglichen Nörgelei. Sie warten dort und träumen vom nächsten Ausflug in unsere Welt.

Wenn der Baum einmal glücklich bei euch zu Weihnachten war – vielleicht hat er sich sogar in deine Familie verliebt? – dann wirst du ihn vielleicht in unserer Ausstellung erkennen. Es wird den einen geben, der dir mit den Ästchen zuwinkt oder mit den Nadeln zwinkert, weil er euch schon lange kennt und euch so gerne mag. Und innerlich – obwohl du es nicht merkst – bist du immer wieder auf der Suche nach diesem einen…

Wir werden versuchen, euch die wunderbare Welt der Tannenbäume im Laufe der Zeit näher zu bringen… Und so pfiffige, geschwätzige Bäume wie unsere, die musst du erst einmal finden. Und wenn du das nächste Mal durch den Wald gehst – vielleicht hörst du ein Wispern. Vielleicht zwinkert dir ein Ast zu. Und vielleicht weißt du dann: Du bist nicht allein. Die Tannen erinnern sich – und sie freuen sich auf den nächsten Besuch.

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